Tagesreisen werden unterschätzt. Sie kurbeln die Nachfrage in den Reisegebieten an und bewirken Investitionen in die Infrastruktur. Das geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2023 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor, dessen Ergebnisse für Mecklenburg-Vorpommern der OSV am 4. September 2023 in Schwerin vorgestellt hat.
Tagestourismus ist ein Milliardengeschäft. 2022 erbrachten 67 Millionen Tagesreisen in Mecklenburg-Vorpommern einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Großstädte, Klein- und Mittelstädte und der ländliche Raum profitieren gleichermaßen. Die Zahl der Tagesreisen liegt nur noch ein Prozent unter dem Wert des Vor-Corona-Jahres 2019.
Tagesgäste garantieren den Betrieb von Freizeiteinrichtungen. Rund neun von zehn Freizeiteinrichtungen gaben in der Online-Befragung für das Tourismusbarometer an, dass sie stark bis sehr stark zum Tagestourismus in ihrer Region beitragen. Bis zu 90 Prozent der Besuche entfallen auf Tagesgäste. Rund acht von zehn Freizeiteinrichtungen in Ostdeutschland würden sich ohne dieses Segment nicht am Markt behaupten.
„Maßnahmen für Tagestouristen stehen für aktive, engagierte Strukturpolitik und bieten Chancen für alle. Gäste und die Menschen vor Ort profitieren gemeinsam von Investitionen, beispielsweise in die Infrastruktur. Es gibt viele Gewinner“, betonte der Geschäftsführende Präsident des OSV, Ludger Weskamp.
Die heimische Bevölkerung profitiert von Freizeit- und Kulturangeboten. Vielfach werben Kommunen und Regionen sogar ausdrücklich mit der hohen Freizeitqualität vor Ort, um neue Einwohner, Fach- und Arbeitskräfte sowie Investoren und Betriebe zu gewinnen. Darüber hinaus profitiert auch der Einzelhandel stark von Tagesausflüglern. Rund 60 Prozent der ostdeutschen Touristiker geben an, dass Tagesgäste einen starken Beitrag für die Errichtung und den Erhalt von Betrieben und Infrastruktur leisten.
Tourismusbranche überwindet Corona-Nachfragedelle
Die touristische Nachfrage erholt sich gegenüber dem Vorjahr. Die gewerblichen Übernachtungen im ersten Halbjahr 2023 sind gegenüber 2022 in Mecklenburg-Vorpommer um 4,6 Prozent auf 12,8 Millionen gestiegen. Diese Zunahme liegt allerdings deutlich unter dem Wert für Ostdeutschland (11,4 Prozent). Deutschlandweit hat die Nachfrage in diesem Zeitraum sogar um 16,3 Prozent zugelegt. Mecklenburg-Vorpommern liegt nur noch knapp fünf Prozent unter dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019. Auch die Tagesreisen sind im Sommer 2023 wieder auf Normalniveau.
Die Branche dürfe jetzt nicht geschwächt werden. Weskamp sprach sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die abgesenkte Umsatzsteuer auf zubereitete Speisen in der Gastronomie über den 31. Dezember 2023 hinaus beizubehalten. Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz sorge für mehr Liquidität in den Betrieben. „Angesichts anhaltender Inflation und weiter steigender Energiekosten sowie Serviceproblemen durch Arbeitskräftemangel fordere ich die Politik zum Handeln auf. Ein Anheben des Steuersatzes zwingt die Betriebe zu Preisanhebungen. Weniger Menschen können sich Restaurantbesuche leisten – Nachfrage sinkt.“
Beherbergungsbetriebe wieder besser ausgelastet
Die Auslastung der Beherbergungsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern ist fast wieder auf dem Vor-Corona-Niveau von 2019. Im Zeitraum Januar bis Juli 2023 liegt die Auslastung mit 61,6 Prozent nur noch 6,2 Prozent unter dem Wert des Vergleichszeitraums 2019.
Die Zahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigten im Gastgewerbe Mecklenburg-Vorpommerns liegt im Jahr 2022 nur noch knapp ein Prozent unter dem Vor-Corona-Niveau 2019. Deutschlandweit liegt die Zahl noch fünf Prozent unter dem Vor-Corona-Jahr 2019. Im Gastgewerbe in Mecklenburg-Vorpommern deutet sich ein Mangel an Nachwuchskräften an. 2022 gab es 34 Prozent weniger Ausbildungsstellen als 2012. 20,4 Prozent der Beschäftigten sind 55 Jahre und älter.
Weiter Qualitätsimpulse setzen
Neue Impulse in der Qualitätsarbeit bleiben wichtig. Der Investitionsdruck wächst. Die Zufriedenheit der Gäste mit der Qualität ihrer Übernachtungsquartiere in Mecklenburg-Vorpommern ist in 2023 wieder leicht auf 85,4 Punkte beim Trust Score gestiegen, 0,7 Punkte mehr als im Jahr 2022. Der deutschlandweite Trust Score liegt 2023 bei 86,8 Punkten.
Hohe Zufriedenheit erkennt der Trust Score bei der Location (92 Punkte), beim Service (90,8 Punkte) und beim Hotel (88,8 Punkte). Schwachstellen bleiben die Zimmer (74,7 Punkte), das gefühlte Preis-Leistungs-Verhältnis (65,8 Punkte) und der Internetzugang (40,2 Punkte).
Der Trust Score fasst Gästebewertungen auf rund 250 Onlineplattformen für Unterkunftsbetriebe zu einem Gesamtwert der Gästezufriedenheit zusammen, maximal 100 Punkte können erreicht werden.
Weitere Informationen und Präsentation unter https://osv-online.de/blog/weskamp-region-profitiert-vom-tagestourismus.