Sparkassen-Tourismusbarometer erschienen – Menschen wollen reisen

Die Ostdeutschen planen ihren Urlaub, trotz der Preissteigerungen. Drei Viertel der Menschen mit mittlerem oder hohem Einkommen geben an, mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Urlaub zu fahren. Bei niedrigem Einkommen trifft das nur knapp auf die Hälfte der Befragten zu. Städtereisen wurden wieder verstärkt nachgefragt. Nachhaltigkeitsaspekte, Klimaschutz durch Tourismus und Maßnahmen zur Klimaanpassung nehmen immer größeren Raum ein. Das geht aus dem soeben erschienenen Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor.

Erfolgreiches Jahr 2022

2022 war ein gutes Jahr für die ostdeutschen Reisegebiete. Im Jahr 2022 verzeichnete Ostdeutschland laut amtlicher Statistik 80,2 Millionen Übernachtungen. Gegenüber dem Vorjahr, das noch wesentlich durch Corona geprägt war, stellt das einen spürbaren Aufwärtstrend dar (+30,6 Prozent). Verglichen mit dem letzten Normaljahr 2019 wurden 2022 8,7 Prozent weniger Übernachtungen in gewerblichen Betrieben gezählt. Damit liegt Ostdeutschland leicht über dem gesamtdeutschen Durchschnitt (-9,1 Prozent).

Im dritten Jahr in Folge ging die Zahl der geöffneten Beherbergungsbetriebe in Ostdeutschland 2022 zurück. Gegenüber dem Vorjahr gab es 1,9 Prozent weniger Betriebe. Der Rückgang gegenüber 2019 lag bei 5,9 Prozent und war damit stärker als bundesweit (5,5 Prozent). Die Zahl der Schlafgelegenheiten hat gegenüber dem Vorjahr um 3,3 Prozent zugenommen und ist auch gegenüber 2019 mit -0,3 Prozent nur minimal rückläufig. Das lag an großen Zuwächsen im Campingsegment in Thüringen. Auch hier war die Entwicklung in ganz Deutschland leicht dynamischer (+0,3 Prozent). Durch das Ausscheiden vor allem kleinerer Anbieter aus dem Markt hat die durchschnittliche Betriebsgröße weiter zugenommen und lag 2022 bei 88,5 Betten pro Betrieb.

Barometer analysiert Zeit nach Corona

Die Renditen fallen in den Bundesländern unterschiedlich aus. So erzielen die Beherbergungsbetriebe in Mecklenburg-Vorpommern mit einer durchschnittlichen Umsatzrendite von 21,1 Prozent ein Allzeithoch, das vor allem auf die hohen Zimmerpreise und die gute Auslastung in den Haupturlaubsmonaten zurückzuführen ist. Auch die sonst eher leistungsschwächeren Betriebe profitierten von einer hohen Zahlungsbereitschaft der Gäste und erreichten eine Durchschnittsmarge von 11,2 Prozent. Stark zugelegt haben auch die sächsischen Betriebe und erreichen 2021 eine Umsatzrendite von 11,4 Prozent, während die Umsatzrendite in Brandenburg (5,1 Prozent) und Sachsen-Anhalt (4,9 Prozent) im Vergleich zu 2020 auf zu niedrigem Niveau stabil blieb. Gesunken ist der Wert bei den thüringischen Betrieben auf 7,5 Prozent und lag damit nicht mehr im bundesdeutschen Schnitt.

Ähnlich stellt sich die Situation in der Gastronomie dar. Die ostdeutschen Gastronomiebetriebe erzielten 2020 Gewinnmargen auf Rekordhöhe, fielen 2021 wieder in den Bundeschnitt. Der stärkste Rückgang wurde in Mecklenburg-Vorpommern (-8,3 Prozent) verzeichnet. Hier schlägt sich das Ausbleiben der Urlaubsgäste während der Corona-Schließmonate deutlich in den Bilanzkennzahlen der Gastronomie nieder.

Gutes Personal wird weiterhin gesucht

Nach wie vor drückt Personalmangel die Branche. Der Tiefpunkt wurde Mitte des Jahres 2021 erreicht, als das Gastgewerbe nach Ende des monatelangen Lockdowns wieder öffnen durfte, dies aber auf Grund des Personalmangels mancherorts nicht konnte. So waren im ostdeutschen Gastgewerbe im Juni 2021 rund acht Prozent (in absoluten Zahlen: rund 13.700) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte weniger gemeldet als im Juni 2019.

Noch dramatischer stellte sich die Situation bei den geringfügig entlohnten Beschäftigten dar, ohne die das Gastgewerbe insbesondere während der saisonalen Belastungsspitzen nicht auskommt. Hier verschwand jede fünfte Stelle. Entgegen den Erwartungen sind viele Beschäftigte in das Gastgewerbe zurückgekehrt, so die Daten der Bundesagentur für Arbeit. Im Juni 2022 arbeiteten nur noch 1,9 Prozent weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in den ostdeutschen Bundesländern als im Juni 2019. Auch der Dehoga vermutet, dass im Frühjahr 2023 die Zahlen deutschlandweit noch einmal deutlich steigen könnten. Allerdings arbeiten mehr Menschen in Teilzeit, so dass die Arbeitskapazitäten gesunken sind.

Qualität stimmt

Betriebe müssen und wollen ihren Gästen eine hohe Qualität und ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Die Gästezufriedenheit ist in Ostdeutschland wieder gestiegen. Der TrustScore 2023 liegt bei 86,0 Punkten und damit 0,2 Punkte über dem Vorjahreswert.

Damit bleibt Ostdeutschland weiterhin unter dem deutschen Durchschnitt von 86,8 Punkten und 0,5 Punkte vom Vor-Corona-Niveau des TrustScores 2020 entfernt.

Der ostdeutsche Spitzenreiter Sachsen sicherte sich mit stabilen 87,2 Punkten weiterhin Platz vier im deutschlandweiten Bundesländerranking. In Mecklenburg-Vorpommern hat die Zufriedenheit der Gäste deutlich zugenommen. Mit + 0,7 Punkten verzeichnete die ostdeutsche Küste den größten Zuwachs aller Bundesländer, was im Bundesländerranking jedoch nach wie vor nur für Platz zehn reicht. Sachsen-Anhalt, Thüringen und Brandenburg belegen unverändert Plätze im Mittelfeld. Erneut schaffen es sechs ostdeutsche Regionen im deutschlandweiten Destinationsranking von rund 140 Regionen unter die Top 30. Allen voran die Sächsische Schweiz (Platz 17), gefolgt von der Uckermark (Platz 25), dem Erzgebirge (Platz 26), der Oberlausitz/Niederschlesien (Platz 27), der Thüringer Rhön (Platz 28) und dem Sächsischen Elbland (Platz 30).

Tagestourismus – Motor der Entwicklung

2022 fanden in Ostdeutschland rund 460 Millionen Tagesreisen statt, das entspricht einem Wachstum von etwa neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Tagesreisen sorgen in Ostdeutschland für über 13,2 Milliarden Euro Bruttoumsatz.

Der Tagestourismus wird in seiner Bedeutung vielerorts unterschätzt. In fast allen Reisegebieten Deutschlands liegt die Anzahl der Tagesausflüge und Tagesgeschäftsreisen höher als die Zahl der amtlich registrierten Übernachtungen. Der Tagestourismus ist quantitativ das mit Abstand wichtigste Marktsegment in Deutschland.

Mit 5,7 Tagesreisen pro Übernachtung in einem gewerblichen Beherbergungsbetrieb spielt der Tagestourismus in Ostdeutschland eine große Rolle. Das zeigt eindrücklich, wie wichtig der Tagestourismus in Ostdeutschland auch für den Erhalt und Ausbau des touristischen Angebots ist, welches letztlich durch Übernachtungsgäste, Menschen aus der Region und Einheimische genutzt wird.

88 Prozent der Tagesreisen in und nach Ostdeutschland werden zu Freizeitzwecken getätigt, zwölf Prozent entfallen auf Tagesgeschäfts-reisende. Das entspricht rund 405 Millionen Tagesausflügen und 55 Millionen Tagesgeschäftsreisen im Jahr 2022.

Tagesgäste sorgen für die Entstehung und den Erhalt der Mehrheit der Freizeiteinrichtungen. Rund neun von zehn Freizeiteinrichtungen gaben in der Online-Befragung für das Tourismusbarometer an, dass sie stark bis sehr stark zum Tagestourismus in ihrer Region beitragen. Bis zu 90 Prozent der Besuche entfallen auf Tagesgäste. Tagesgäste sind für den Erhalt vieler Freizeiteinrichtungen unverzichtbar. Rund acht von zehn Freizeiteinrichtungen in Ostdeutschland gäbe es ohne dieses Segment nicht.

Der Tagestourismus leistet einen Beitrag zur Lebens- und Freizeitqualität in den Landkreisen, Städten und Gemeinden. Freizeit- und Kulturangebote, die ohne eine tagestouristische Nachfrage nicht oder nur in einem kleineren Maßstab existieren würden, kommen auch der lokalen und regionalen Bevölkerung zugute. Vielfach werben Kommunen und Regionen sogar ausdrücklich mit der hohen Freizeitqualität vor Ort, um neue Einwohner, Fach- und Arbeitskräfte sowie Investoren und Betriebe zu gewinnen. Darüber hinaus profitiert nach Angaben der ostdeutschen Touristiker auch der Einzelhandel stark von Tagesausflüglern. Rund 60 Prozent der ostdeutschen Touristiker geben an, dass Tagesgäste einen starken Beitrag für die Errichtung und den Erhalt von Betrieben und Infrastruktur leisten.

Fast alle befragten Touristiker in den ostdeutschen Orten und Regionen geben an, dass Tagesausflügler bei ihnen eine hohe Bedeutung haben. Rund 66 Prozent haben zudem in den letzten fünf Jahren eine wachsende Nachfrage wahrgenommen. Betriebe, Orte und Regionen in Ostdeutschland können stark vom Tagestourismus profitieren. Daher lohnt es sich, Tagestourismus und seine Beiträge zur regionalen Entwicklung in Ostdeutschland zu stärken.

Mehr Zahlen und Fakten bei vier Tourismusveranstaltungen

Landesspezifische Zahlen und Ergebnisse stellen wir auf unseren vier Tourismusveranstaltungen im August, September und Oktober 2023 vor:

  • Sachsen-Anhalt, 30. August, Schönebeck (Solepark)
  • Mecklenburg-Vorpommern, 4. September, Schwerin (IHK)
  • Sachsen, 12. September, Grimma (Kloster Nimbschen)
  • Brandenburg, 12. Oktober, Hoppegarten (Rennbahn)

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