Nachschau MV-Tourismustage 2024: Touristische E-Mobilität 3.0

Der ADAC Hansa, Kooperationspartner für die MV-Tourismustage 2024 und Exklusivpartner für die Verleihung des Tourismuspreises MV, lud die Branche am Workshop-Tag zum Thema touristische E-Mobilität ein.

Der Workshop „Touristische E-Mobilität 3.0“ wurde in Zusammenarbeit mit fachspezifischen Partnern und unter Moderation von Anna Scheffold von Realizing Progress durchgeführt.

Die Elektromobilität entwickelt sich kontinuierlich, sowohl auf dem Land als auch auf dem Wasser. Dabei bietet sie im Tourismus die Chance, nachhaltige Konzepte zu entwickeln und damit die Attraktivität der Regionen zu steigern.

Aber welche Möglichkeiten bestehen bereits im touristischen Sektor auf dem Meer oder Binnengewässer? Wie gestaltet sich der Campingurlaub mit E-Mobilität? Welche Chancen bietet das E-Bike, als bereits unverzichtbares Transportmittel? Auch stellt die „letzte Meile“ insbesondere in der Flächenregion ein häufiges Problem dar. Welche Rolle spielen dabei die Entwicklung von Mobilitätsstrategien bei den touristischen Akteuren?

Über einige spannende Entwicklungen und auch bestehende sowie zukünftige Herausforderungen wurden in dem Workshop an den drei Themenstationen E-Mobilität auf dem Wasser, E-Mobilität Wohnmobil und Camping und E-Mobilität Fahrrad Impulse, Best Practice sowie Reflexionen untereinander getauscht.

Je Themenbereich hat ein Fachreferent einen zehnminütigen Impuls gegeben, der als Ausgangspunkt für den weiterführenden Austausch an den drei Stationen dienen sollte, um die Themen zu vertiefen.

Station: E-Mobilität auf dem Wasser, Fachreferent Dr. Steffen Häbich, ADAC e. V.

Wo steht die E-Mobilität auf dem Wasser und was will der Verbraucher? Neuste ADAC-Umfragen zeigen, dass für Skipper die Nachhaltigkeit bei der Planung des nächsten Törns mit dem Boot eine große Relevanz hat. Besonders wichtig ist den Skippern in diesem Kontext der Gewässerschutz, die Angebote und Infrastruktur der Marinas, Energieversorgung auf dem Boot und der Antrieb des Bootes. Rund vier Prozent der Boote in Deutschland sind bereits mit E-Motoren ausgestattet. Dabei sind die Bootsurlauber, Bootseigner und die Bootsbranche zunehmend dazu bereit, den Mobilitätswandel auf dem Wasser mitzugehen. Die Inanspruchnahme ist zwar noch auf einem niedrigen Niveau, aber stetig am Wachsen. Das Angebot an E-Motoren und die Leistungsfähigkeit der Batterien verbessert sich enorm. Parallel dazu entstehen die ersten praxistauglichen Ladesäulenlösungen. Erste Erfolgsmodelle zeigen das große Potenzial für die Branche in der Fahrgastschifffahrt: ob das erste elektrische und emissionsfreue Ausflugsfahrgastschiff an den deutschen Küsten in Wismar oder die klimaneutrale E-Fähre zwischen Sellin und Baabe.
Welche ergänzenden Chancen und Gestaltungsmöglichkeiten für die E-Mobilität auf dem Wasser gesehen werden und welche Rahmenbedingungen dafür notwendig sind bzw. welche Hürden bestehen, diskutierten die Teilnehmenden an der Station „E-Mobilität auf dem Wasser“. Boot-Sharing, Leihservice für E-Bikes für Skipper und E-Autos für Ausflüge waren interessante Vorschläge, die angesprochen wurden. Die Vorteile von E-Booten, z. B. der Zugang zu Naturräumen ohne Lärm, waren weitere Aspekte. Aber auch die noch fehlenden Ressourcen, die Zugänglichkeit von Ladeinfrastruktur, die Reichweiten der Batterien auf dem Wasser sowie die Wirtschaftlichkeit wurden kritisch beleuchtet.

Station: E-Mobilität Wohnmobil und Camping, Fachreferentin Berit Neumann, Bundesverband der Campingwirtschaft MV

Der naturnahe Qualitätstourismus ist immer mehr auf dem Vormarsch: Naturverträglichkeit, Ursprünglichkeit und Ruhe werden stark mit Camping assoziiert. Auch der boomende Fahrrad- und Inlandtourismus stärkt den Trend zum Campen. Doch wie gestaltet sich der Campingurlaub mit E-Mobilität? Der Markt der Campingwirtschaft wächst nach wie vor, allerdings sind die Entwicklungen in der Campingindustrie, bezogen auf die Elektromobilität, noch eher zurückhaltend. Es ist aber von einer starken Nachfrage nach elektromobilen Angeboten auszugehen. Dieses wird auch unterstützt von den stetig wachsenden öffentlichen Ladeinfrastrukturen.
Die E-Mobilität in der Campingbranche hat viele Facetten und es stehen bereits etliche Konzepte für die Campingplätze bereit. Elektrofahrzeuge und E-Bikes werden auf Campingplätzen immer beliebter. Auch intelligente Verleihkonzepte von verschiedenen Elektrofahrzeugen an die Gäste bereichern das Angebot. Lademöglichkeiten der Elektrofahrzeuge von externen Tagesgästen erhöhen die Verweildauer auf dem Campingplatz. Neben der Verbesserung der Mobilität für die Gäste kann auch die Anzahl der E-Fahrzeuge für Betriebs- und Pendelfahrten erhöht werden. 
Die E-Mobilität enthält ein großes Potenzial für die Campingbranche: Die Mobilität vor Ort durch Carsharing, E-Bike und E-Roller, ÖPNV, Besucherlenkung und Aktivität durch E-Ladestationen, doch es müssen noch eine Vielzahl von Weichen gestellt werden, damit die Potenziale ausgeschöpft werden können.

Station: E-Mobilität Fahrrad, Fachreferent Horst Krumpen, ADFC MV

Ist die Zukunft des Fahrrads elektrisch? Der Anteil der E-Bikes am Markt wächst kontinuierlich. Der Fahrradabsatz in Deutschland von E-Bikes (25 km/h Pedelecs) überstieg 2023 den Verkauf von Fahrrädern ohne Antrieb. Der Anteil von sogenannten S-Pedelecs (bis 45 km/h), die rechtlich keine Fahrräder sind, spielt bei den Verkaufszahlen eine deutlich untergeordnete Rolle.
Die Infrastruktur steht angesichts der Entwicklung des steigenden Anteils an E-Bikes (Pedelecs bis 25 km/h) vor neuen Herausforderungen. Infrastrukturelle Anpassungen sind notwendig, um die Sicherheit der Radfahrenden zu gewährleisten. Schmale Fahrradwege, wechselnde Straßenseiten der Radwege außerorts, fehlende diebstahlsichere Abstell- und Lademöglichkeiten und sichere Kreuzungen müssen bei der Intrastruktur in Zukunft berücksichtigt werden. Welche wirtschaftlichen Chancen und Herausforderungen sich ergeben und wie lokale Unternehmen sich besser auf die Zielgruppe einstellen können, diskutierten die Teilnehmenden innerhalb des Workshops. Neue Geschäftsmodelle durch E-Bike-Sharing oder die Chancen des Tourismus durch lokale Unternehmen wurden durchdacht. Die Integration der Radfahrenden in den öffentlichen Verkehr benötigt neue multimodale Modelle, wie Mitnahmemöglichkeiten in den ÖPNV oder Ticket-Systeme.

Die Gedankengänge während des Workshops zeigen auf, dass ein großes Potenzial und Nachfrage des Austausches und das Aufzeigen von Best Practice vorhanden ist.

Daher dient der Workshop als Kick-off für eine gesamtheitliche Veranstaltungsreihe „Mobilität“, die mit dem Thema E-Mobilität auf dem Wasser am 19. Februar 2025 von 9.30 bis 10.30 Uhr startet. Terminregistrierung folgt.

Save the date: Die MV-Tourismustage finden 2025 vom 6. bis 7. November statt.