Auf den MV-Tourismustagen 2024 stand die Transformation des Tourismus durch Künstliche Intelligenz im Fokus. In seiner Session „KI statt K.O.“ stellte Matthias Burzinski von destinetCHANGE dar, wie KI die Arbeit im Tourismus grundlegend verändert und welche Chancen sich daraus ergeben.
Die Ausgangslage: Herausforderungen der Branche
Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern steht vor vielfältigen Herausforderungen. Neben dem akuten Personalmangel kämpfen viele Betriebe mit begrenzten finanziellen Ressourcen. Gleichzeitig fehlt es häufig an Datenkompetenz, und die vorhandene IT-Infrastruktur entspricht oft nicht mehr den modernen Anforderungen. Die Komplexität wird durch strenge DSGVO-Anforderungen und die Einbindung in Verwaltungsstrukturen noch erhöht. In diesem Spannungsfeld bietet KI neue Lösungsansätze.
KI im Tourismus: Akzeptanz und Potenziale
Die Akzeptanz für KI-basierte Lösungen wächst stetig. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass besonders jüngere Reisende zunehmend offen für neue Technologien sind. Allerdings wurde in der Session „KI statt K.O.“ deutlich herausgearbeitet, dass es nicht um die vollständige Automatisierung geht, sondern um eine sinnvolle Ergänzung bestehender Angebote und Aufgaben. Die Kunst liegt darin, verschiedene KI-Tools intelligent zu integrieren und zu kombinieren und dabei die unterschiedlichen Bedürfnisse der Zielgruppen und vor allem auch Mitarbeitenden zu berücksichtigen.
Diskutierte Beispiele zeigten z. B.
- die Angst von Mitarbeitenden, die bereits KI effizient nutzen, plötzlich als faul oder weniger arbeitswillig angesehen zu werden, und deshalb ihr neues Wissen nicht teilen,
- oder auch die nur langsame Anpassung von Ausbildungsplänen in Tourismus und Gastgewerbe an neue Rahmenbedingungen wie KI.
Praxisnahe Anwendungen: Von Chatbots bis Datenanalyse
Die praktischen Einsatzmöglichkeiten von KI im Tourismus sind vielfältig. Ein Schwerpunkt liegt im Bereich der Kundenbetreuung durch Chatbots, die rund um die Uhr verfügbar sind und erste Anfragen kompetent beantworten können. Sie entlasten das Personal und verbessern gleichzeitig den Service für die Gäste.
Im Content-Marketing eröffnen sich durch KI neue Möglichkeiten zur Erstellung zielgruppenspezifischer Inhalte. Vom Social-Media-Management bis hin zu personalisierten Kampagnen können Prozesse effizienter gestaltet werden.
Besonders interessant sind die Möglichkeiten im Bereich der Datenanalyse: KI-Systeme können Bewertungen und Besucherströme auswerten, Trends erkennen und bei der strategischen Planung unterstützen.
Der Weg zur erfolgreichen Integration
Die Integration von KI erfolgt idealerweise in mehreren Stufen. Am Anfang steht die Experimentierphase, in der verschiedene Anwendungen getestet und Erfahrungen im Umgang mit der Technologie gesammelt werden. Hier spielt das Erlernen des „Prompt Engineering“ – also die Kunst, KI-Systeme richtig anzusprechen – eine wichtige Rolle.
In der zweiten Phase geht es um die systematische Einführung. Hier werden relevante Prozesse identifiziert, Daten analysiert und die Integration in bestehende Abläufe geplant. Die dritte Phase umfasst dann die Automatisierung und Skalierung, bei der eigene KI-Assistenten entwickelt und in die bestehenden touristischen oder gastgewerblichen Abläufe integriert werden.
Auf der höchsten Stufe übernehmen KI-Agenten selbstständig eigene Aufgaben und handeln dabei weitgehend autonom. Die großen Tech-Anbieter und Plattformen streben diese Form der Umsetzung an, weshalb sich hier vor allem Lösungen aus genutzten Plattformen ergeben werden, z. B. mit Copilot von Microsoft oder auch Claude.ai.
Erfolgsfaktoren für die Umsetzung
Der Erfolg der KI-Integration hängt von mehreren Faktoren ab. Zentral ist eine klare strategische Ausrichtung: Welche Ziele sollen erreicht werden? Wo liegt der konkrete Mehrwert? Welche Daten sind verfügbar und wie können sie genutzt werden?
Mindestens ebenso wichtig ist der menschliche Faktor. Die Mitarbeiter müssen von Anfang an einbezogen und geschult werden und – ganz wichtig – Routinen ändern. Dabei geht es nicht nur um technisches Know-how, sondern auch um die Entwicklung einer positiven Einstellung gegenüber der neuen Technologie. Ethische Richtlinien und Transparenz in der Kommunikation schaffen Vertrauen bei Mitarbeitenden und Gästen gleichermaßen.
Ausblick und Fazit
Die Session machte deutlich: Die Integration von KI im Tourismus ist keine rein technische Herausforderung, keine Einführung einer Software, sondern erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Es geht nicht darum, menschliche Arbeit zu ersetzen, sondern sie sinnvoll zu ergänzen und zu unterstützen. Wenn dies gelingt, kann KI einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern leisten.
Die positiven Resonanzen und praktischen Beispiele auf den MV-Tourismustagen 2024 zeigen, dass die Branche bereit ist für diesen Wandel. Wichtig ist nun, die vorhandenen Potenziale schrittweise und systematisch zu erschließen.
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