Interview mit Nora Walraph, Senior PR Manager DACH bei TOO GOOD TO GO

TVIU: Mit großem Interesse haben wir durch unser Mitglied „Travel Charme Strandidyll Heringsdorf“ von Ihrer App „Too good to go“ erfahren. Das Hotel kooperiert seit letztem Jahr (2023) mit Ihnen. Können Sie sich bitte kurz vorstellen und Ihre Rolle bei Too Good To Go beschreiben?

Walraph: Mein Name ist Nora Walraph, ich arbeite als Senior PR Managerin von Too Good To Go Deutschland, Österreich und Schweiz und bin ebenfalls Pressesprecherin des Unternehmens.

TVIU: Wie würden Sie Too Good To Go in wenigen Worten beschreiben und welche Ziele verfolgt das Unternehmen?

Walraph: Das Social-Impact-Unternehmen wurde 2015 in Dänemark mit der Vision gegründet, Lebensmittelverschwendung auf dem Planeten zu minimieren. Inzwischen ist Too Good To Go in 17 Ländern aktiv und hat es sich zum Ziel gesetzt, jeden dazu zu befähigen, gegen Lebensmittelverschwendung vorzugehen. Die gleichnamige App ist ein Teil des Unternehmens und verbindet Betriebe weltweit mit Endverbraucherinnen und -verbrauchern. Sie ist der größte Marktplatz für überschüssige Lebensmittel, auf dem Waren, die kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums stehen oder nicht verkauft wurden, unkompliziert und flexibel angeboten werden können.

Too Good To Go engagiert sich auch politisch auf lokaler, nationaler und EU-Ebene. Beispielsweise setzt sich das Unternehmen dafür ein, das Mindesthaltbarkeitsdatum in seiner aktuellen Form abzuschaffen, um die dadurch entstehende Verschwendung zu reduzieren. Zudem fordert Too Good To Go verbindliche Reduktionsziele für den Handel.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Social-Impact-Unternehmens ist die Aufklärungsarbeit, die seit Jahren durch Öffentlichkeitsarbeit und Social Media rund um das Thema Food Waste geleistet wird.

TVIU: Wie funktioniert die App von Too Good To Go und wie können Nutzerinnen und Nutzer davon profitieren?

Walraph: Mit unserer Too Good To Go App verbinden wir Partnerbetriebe weltweit mit Kundinnen und Kunden. Die Betriebe haben die Möglichkeit, Lebensmittel anzubieten, die am folgenden Tag nicht mehr verkauft werden können und sonst im Müll landen würden, entweder in einer sogenannten Überraschungstüte oder in einer thematischen Tüte (z. B. Obst & Gemüse, Backwaren).

Kundinnen und Kunden können in der kostenlosen App sehen, welche Läden in ihrer Umgebung teilnehmen und überschüssiges Essen anbieten. Im Profil des jeweiligen Ladens wird die Art des Essens beschrieben, das in der Überraschungstüte angeboten wird, sowie der Preis und die Abholzeit. Über die App kann die Tüte reserviert und bei der Abholung digital und einfach bezahlt werden. Die Überraschungstüten werden für rund 30 Prozent des Originalpreises angeboten.

Für Kundinnen und Kunden bietet dies mehrere Vorteile: die Möglichkeit, neue Läden in der Umgebung zu entdecken, gutes Essen zu einem erschwinglichen Preis und die Reduzierung von Treibhausgasen durch die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung. Denn Lebensmittelverschwendung macht rund 10 % der von Menschen verursachten Treibhausgasemissionen aus, und durch die Vermeidung von Food Waste leistet jede Person einen positiven Beitrag zum Schutz des Planeten und des Klimas.

TVIU: Wie arbeitet Too Good To Go mit Unternehmen zusammen und welche Vorteile bietet die Zusammenarbeit für beide Seiten?

Walraph: Die Vorteile für Betriebe, die sich bei Too Good To Go registrieren, sind vielfältig:

  1. Reduktion von Lebensmittelverschwendung: Betriebe können überschüssige Lebensmittel, die sonst verschwendet würden, über die Plattform verkaufen und somit aktiv zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung beitragen.
  2. Zusätzlicher Umsatz: Durch den Verkauf von Überraschungstüten über die App generieren Betriebe zusätzlichen Umsatz, indem sie Lebensmittel, die kurz vor dem Ablaufdatum stehen, zu einem reduzierten Preis anbieten anstelle sie zu entsorgen.
  3. Neue Kundengewinnung: Die Teilnahme ermöglicht Betrieben, neue Kund*innen zu erreichen. Viele Too Good To Go Nutzerinnen und Nutzer entdecken neue Geschäfte neu.
  4. Flexibilität bei der Anpassung von Angeboten: Betriebe haben die Flexibilität, ihre Angebote täglich anzupassen, um auf unvorhersehbare Änderungen im Lebensmittelbestand reagieren zu können.
  5. Werbung und Sichtbarkeit: Die Präsenz auf Too Good To Go dient als Marketinginstrument, um die Bekanntheit des Betriebs zu steigern und potenzielle Kund*innen anzuziehen.
  6. Nachhaltiges Image: Die Teilnahme an Too Good To Go trägt dazu bei, dass Betriebe sich als nachhaltig und umweltbewusst positionieren können, indem sie aktiv gegen Lebensmittelverschwendung vorgehen.

Insgesamt bietet Too Good To Go den Betrieben eine Win-Win-Situation, indem sie nicht nur ökologische Verantwortung übernehmen, sondern auch wirtschaftlich davon profitieren können.

TVIU: Welche Pläne hat Too Good To Go für die Zukunft und wie möchten Sie das Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung weiter stärken?

Walraph: Food Waste stellt eine bedeutende Herausforderung dar, da es nicht nur mit Scham verbunden ist – niemand gibt gerne zu, Essen wegzuwerfen – sondern auch ein kaputtes Lebensmittelsystem widerspiegelt. In Europa und Deutschland leben wir in einer Gesellschaft, in der Essen stets verfügbar ist. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Regale am Ende des Tages im Supermarkt oder die Auslage beim Bäcker noch reichlich gefüllt sind und wir eine breite Auswahl haben. Die Erwartungshaltung der Verbraucherinnen und Verbraucher, dass Obst und Gemüse perfekt aussehen müssen, wie in der Werbung suggeriert wird, verstärkt dieses Problem weiter. Dies hat im Laufe der Zeit zu vermehrter Lebensmittelverschwendung geführt, da Produkte, die nicht den Normen entsprechen, aussortiert werden. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzen wir uns kontinuierlich für Aufklärung und Bewusstseinsstärkung ein, sowohl im privaten Haushalt als auch im Einzelhandel und in der Gastronomie. In diesem Jahr haben wir unser Produktportfolio erweitert, indem wir eine B2B-Software eingeführt haben, die Einzelhändlern dabei hilft, ihr Warenmanagement zu digitalisieren und zu automatisieren. Die Too Good To Go Platform, ein KI-gestütztes Warenwirtschaftsmodul, ermöglicht es uns, unsere Präsenz in Deutschland und weltweit weiter auszubauen.

Weitere Informationen finden Sie unter: Wir retten Lebensmittel vor der Verschwendung – Too Good To Go

Vielen Dank an Frau Walraph!