TVIU: Frau Schmidt, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Sie sind seit kurzem die neue Kurdirektorin von Ückeritz. Sie waren bisher in der Privatwirtschaft angestellt. Was hat Sie an der Position der Kurdirektorin besonders gereizt?
Schmidt: Nach 13 spannenden Berufsjahren im Steigenberger Grandhotel & Spa Heringsdorf habe ich mich entschieden, die Position der Kurdirektorin der Kurverwaltung Ostseebad Ückeritz zu übernehmen, da ich hier in einem großen Aufgabenfeld wirken kann. Zum Eigenbetrieb gehören neben der Kurverwaltung mit der Touristinformation im Haus des Gastes auch der Naturcampingplatz „Am Strand“ mit einer beachtlichen Länge von ca. 4,5 km, der Sportboothafen, der Hafen Stagnieß sowie die Ostseehalle. Die Arbeit in der Kurverwaltung ist sehr abwechslungsreich und beinhaltet neben der betriebswirtschaftlichen Leitung des Eigenbetriebs weitere Zweige wie die Tourismusförderung, Veranstaltungsmanagement und Infrastrukturentwicklung. Die Rolle ermöglicht eine intensive Zusammenarbeit mit verschiedensten Interessengruppen wie lokalen Unternehmen, politischen Gremien und Tourismusorganisationen wie der UTG und dem TVIU, was die Erweiterung des beruflichen Netzwerks fördert.
TVIU: Welche Ziele verfolgen Sie als Kurdirektorin?
Schmidt: Als Kurdirektorin habe ich die Möglichkeit, die Entwicklung der Gemeinde Ückeritz zu prägen und langfristige Projekte zu initiieren und zu gestalten. Meine Ziele sind einerseits die Tourismusförderung im Ostseebad und andererseits die Steigerung der Lebensqualität im Ort. Um die Ziele zu erreichen, gilt es Maßnahmen zu ergreifen, um die Attraktivität und den Bekanntheitsgrad des Ortes zu steigern, in die touristische Infrastruktur zu investieren sowie eine gute Erreichbarkeit und Mobilität im Ort sicherzustellen. Hier hat die Gemeinde Ückeritz mit der Ückeritzer UsedomCard bereits einen großen Schritt nach vorn unternommen, in der seit diesem Jahr ein attraktives Mobilitätspaket mit kostenfreier Nutzung der UBB-Linien, Leihrädern von UsedomRad, einem täglichen Orts-Shuttle (Maxibus) sowie einer täglichen Entdeckertour mit der Bimmelbahn inkludiert ist. Dieses Vorteilspaket gilt sowohl für Tages- und Übernachtungsgäste als auch für die Ückeritzer Einwohner (Jahreskurkarte). Dieses Konzept stabil über die nächsten Jahre im Ort fortzuführen und idealerweise auch gemeindeübergreifend auszubauen, das ist ein großes Ziel, um das Ostseebad Ückeritz als attraktives und nachhaltiges Reiseziel zu positionieren und die Lebensqualität für Einheimische und Gäste gleichermaßen zu erhöhen.
TVIU: Wie möchten Sie mit den Einwohnern und Unternehmen von Ückeritz zusammenarbeiten?
Schmidt: Eine gute Zusammenarbeit mit den Einwohnern und ansässigen Unternehmern hat maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Ortes. An erster Stelle steht die Kommunikation. In den Ausschüssen und Gemeindevertreterversammlungen wird transparent über geplante Projekte und Maßnahmen informiert, wobei die jeweiligen Interessengruppen von Beginn an beteiligt werden. Weitere Kommunikationskanäle wie regelmäßige Newsletter von der Kurverwaltung und die Auftritte in den sozialen Medien werden intensiviert. Die Zusammenarbeit mit kulturellen, sportlichen und gewerblichen Vereinen wird verstärkt, um ein vielfältiges Angebot zu schaffen. Dazu gehören auch regelmäßige, öffentliche Konsultationen, um über neue Projekte zu informieren und gemeinsam zu diskutieren. Es kann für die Gesamtentwicklung nur förderlich sein, wenn eine breite Partizipation gewährleistet wird. Auch die jüngste Gründung eines Jugendbeirats in Ückeritz begrüße ich sehr im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung von zukunftsweisenden Projekten.
TVIU: Ückeritz ist bereits ein beliebter Urlaubsort. Was möchten Sie tun, um die Attraktivität des Ortes noch weiter zu steigern?
Schmidt: Wie bereits erwähnt ist das neue Mobilitätspaket der Ückeritzer UsedomCard ein mutiger Schritt zur Schaffung eines Alleinstellungsmerkmals auf der Insel Usedom, um einerseits den örtlichen Tourismus zu fördern und andererseits die Akzeptanz der Einwohner zu steigern, in dem sie die Vorteile als Nutzer der Jahreskurkarte ebenfalls genießen können. Das bedeutet für mich eine nachhaltige Verbesserung der Infrastruktur, die langfristig erfolgreich für alle Beteiligten ist.
Weiterhin sind Modernisierungsmaßnahmen auf dem Naturcampingplatz geplant, um die Gästezufriedenheit und damit einhergehend die Umsatzrentabilität zu steigern. Um den Bekanntheitsgrad des Ortes zu steigern, sind zielgerichtete Werbekampagnen in den Medien in Planung. Drei öffentliche Spielplätze werden voraussichtlich noch in diesem Jahr runderneuert. Und wir planen jetzt bereits neue Veranstaltungen für 2025, um ein breiteres Publikum nach Ückeritz zu locken.
TVIU: Wo sehen Sie die Herausforderungen zum Thema Tourismus auf der Insel Usedom?
Schmidt: Die aktuellen Herausforderungen, vor allem in punkto Infrastruktur, sind hinlänglich bekannt. In der Hochsaison werden Insulanern und Gästen aufgrund des überhöhten Verkehrsaufkommens schnell die Grenzen aufgezeigt. Eine Verlagerung des Gästevolumens „auf die Schiene“ (durch die Integration der Bahn in die UsedomCard aller Seebäder) ist aus meiner Sicht ein längst überfälliger Schritt. Es besteht die Herausforderung, den Inseltourismus nachhaltiger zu gestalten. Dies erfordert Investitionen in umweltfreundliche Technologien, Aufklärung der Touristen und die Entwicklung/Umsetzung von nachhaltigen Tourismuskonzepten. Die Insel Usedom steht in Konkurrenz mit anderen touristischen Destinationen. Wir brauchen attraktive (Ganzjahres-)Angebote und ein gutes Preis-Leistungsverhältnis, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir müssen auch dringend etwas tun, um die Abwanderung junger Menschen zu reduzieren. Dafür gibt es keine Pauschallösung, aber ein erster Ansatz ist, der jungen Generation eine Stimme zu geben, um gemeinsame Ansatzpunkte zu finden.
Vielen Dank an Frau Schmidt!