TVIU: Herr Nichelmann, was hat Sie motiviert, den Vorsitz des Tourismusverbandes zu übernehmen?
Nichelmann: Ehrlich gesagt, hatte diese Position nicht die oberste Priorität in meiner Lebensplanung. Als Nadine Riethdorf mich fragte, ob ich
mir vorstellen könnte, im Vorstand mitzuarbeiten, habe ich jedoch ohne großes Zögern zugestimmt. Anscheinend habe ich mich als ihre
Elternzeitvertretung in der AG Leiter Eigenbetriebe doch recht wacker geschlagen… Dass es nun gleich der Verbandsvorsitz geworden ist, war nicht
unbedingt angestrebt aber auch nicht ausdrücklich ausgeschlossen. Allein hätte ich es nicht machen wollen und können, die nun gewählte Konstellation
der Doppelspitze ist für mich in Ordnung. Wenn man A sagt, muss man auch bereit sein Verantwortung zu übernehmen.
TVIU: Welche konkreten Ziele möchten Sie in Ihrer Amtszeit erreichen?
Nichelmann: Erst einmal stehe ich vor der Aufgabe, mich in die Arbeit und Problemfelder des Verbandes einzuarbeiten. Ich denke, das hier bisher eine sehr gute Arbeit geleistet wurde. Diese gilt es fortzusetzen. Wichtig wird es sein, den Stellenwert des Verbandes als gemeinsame Interessenvertretung von kommunalen und privatwirtschaftlichen touristischen Leistungsträgern, klar herauszustellen. Seitens der Landespolitik – Stichwort Tourismusgesetz – gibt es Vorstellungen zur zukünftigen Entwicklung der touristischen Strukturen, die aus meiner Sicht, die Stärke dieses gemeinschaftlichen Handelns vernachlässigen. Es gilt also diesen Prozess in den nächsten Jahren
TVIU: Welche Vision haben Sie für die Zukunft des Tourismus auf Usedom?
Nichelmann: Helmut Schmidt wird der Klassiker zugeschrieben: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen!“ Ich denke nicht, dass es in meiner Position darauf ankommt, meine eigenen Wunschvorstellungen hinsichtlich der touristischen Zukunft der Insel zu verfolgen. Diese waren in den über 20 Jahren, in denen ich auf Usedom tätig bin, durchaus alters- und auch positionsbedingten Wandlungen unterworfen. Wir vereinen im Verband unterschiedliche Interessengruppen, deren „Visionen“ sicher nicht deckungsgleich sind. Uns alle eint jedoch, zumindest ist das meine Überzeugung, das Wissen um die Bedeutung des Tourismus und die Notwendigkeit seiner stetigen Weiterentwicklung. Weiterentwicklung ist aber, so mein persönlicher Standpunkt, nicht zu verwechseln mit stetigem quantitativem Wachstum.
TVIU: Wie wollen Sie die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und den touristischen Akteuren auf der Insel gestalten?
Nichelmann: Ich glaube, das wird sich finden müssen. Der Verband hat verschiedene Veranstaltungs- und Kommunikationsformate, die in den letzten Jahren entwickelt wurden. Neben mir
gibt es einige neue Gesichter im Vorstand des Verbandes, die einen unverstellten neugierigen Blick mitbringen. Es gilt die gern bemühte Phrase: „Bewährtes beibehalten und offen sein für Neues!“ Es liegt an uns als Vorstand aber auch an all unseren Mitgliedern, dass diese nicht hohl bleibt. Je enger die kommunalen Vertreter und die Touristiker zusammen rücken, um so schlagkräftiger sind wir nach außen.
Für mich persönlich gilt, dass ich Zuhören mehr schätze als Reden, um des Redens willens.
TVIU: Was schätzen Sie persönlich am meisten an der Insel Usedom?
Nichelmann: Ich mag die Gegensätze auf der Insel. Auf relativ kleinem Raum hat Usedom eine unglaubliche Vielfalt zu bieten, mondäne Bäderarchitektur, und Touristentrubel ebenso wie versteckte Kleinode und idyllische Natur. Am liebsten erlebe ich diese unterschiedlichen Facetten bei längeren
Radausfahrten auf der Insel oder rund ums Achterwasser.
Vielen Dank an Herrn Nichelmann!