TVIU: Herzlichen Glückwunsch zur Berufung in den Vorstand des Tourismusverbandes Insel Usedom e.V., Frau Basler! Könnten Sie sich unseren Lesern kurz vorstellen und uns erzählen, was Sie persönlich mit der Insel Usedom verbindet?
Basler: Zunächst ein herzliches Dankschön an alle, die mir nach so kurzer Zeit bereits Ihr Vertrauen geschenkt und mich in den Vorstand des TVIU gewählt haben. Ich bin bereits mittendrin, statt nur dabei 😊 und es bereitet mir eine große Freude, an wichtigen inselbewegenden Themen mitwirken zu können. Nach 38 Jahren bin ich im April 2024 zurückgekehrt in meine Heimat MV. Berufliche Stationen bei der Deutschen Bahn in Erfurt, Leipzig, Dresden und Frankfurt am Main und in insgesamt 6 Geschäftsfeldern der DB haben mich geprägt und mich vorbereitet auf die Herausforderung der Übernahme der UBB. Die UBB ist als Mobilitätsdienstleisterin zwar im Vergleich zu meinen bisherigen Verantwortungen im Unternehmen DB eher klein und überschaubar, hinsichtlich der Komplexität jedoch nicht zu überbieten. Es gilt, die drei Teilbetriebe Bahn, Bus und Touristik zu managen und das alles unter fordernden Rahmenbedingungen. Dazu zählt u.a. die im ersten Halbjahr per Direktvergabe an die VVG vergebene Buskonzession, die damit per 31.12.2025 für uns als UBB ausläuft. Unsere Aufgabe in diesem Zusammenhang ist es, den Teilbetrieb abzuwickeln und im Rahmen eines Betriebsübergangs zum neuen Betreiber für die Arbeitsplatzsicherheit unserer Mitarbeitenden zu sorgen.
Vom akademischen Hintergrund her bin ich als BWL´erin kaufmännisch geprägt. Dieses Wissen, eine ausgeprägte General-Management-Kompetenz, unbedingter Teamgeist gepaart mit mehreren Jahrzehnten Berufs- und Führungserfahrung in Eisenbahnverkehrsunternehmen, der Infrastruktursparte der Bahn und bei einem der größten DB-internen Dienstleister sind beste Voraussetzungen, um neue und große Herausforderungen erfolgreich meistern zu können. Ich bin verheiratet, Mutter zweier erwachsener Söhne und absolute Hundeliebhaberin. Mit der Insel Usedom verbinde ich viele schöne Kindheitserinnerungen, egal ob Ferienzeit oder die Klassenfahrt als Tagesausflug in die Kaiserbäder. Auch später haben wir mit den Kindern einige Urlaube auf Usedom verbracht und die Sonneninsel hat wetter- und erholungsseitig ihrem Namen stets alle Ehre gemacht.
TVIU: Welche Erfahrungen und Kompetenzen aus Ihrer Tätigkeit als Geschäftsführerin der UBB sehen Sie als besonders wertvoll für Ihre neue Rolle im Tourismusverband?
Basler: Durch meine aktuelle Aufgabe, aber auch die Erfahrungen aus den zurückliegenden Funktionen habe ich tiefgreifende Einblicke in organisatorische und strategische Prozesse gewinnen können, die wesentlich zur Effizienz beitragen und als Motor für Innovation und Change fungieren können. Es ist u.a. der ganzheitliche Blick auf Sachverhalte, die Bewertung von Themenfeldern aus der Perspektive der Mobilität und das Wissen um die notwendige Verbindung von Tourismus und Mobilität, die ich gern in meiner neuen Rolle im TVIU einbringe.
TVIU: Wie sehen Sie die aktuelle Situation des Tourismus auf der Insel Usedom? Welche Stärken sehen Sie, und wo sehen Sie Potenzial für Weiterentwicklung?
Basler: Die aktuelle Situation des Tourismus auf der Insel Usedom zeichnet sich durch mehrere spannende Entwicklungen und Herausforderungen aus. Dazu zähle ich u.a. zunehmender Altersschnitt der Urlauber, Steigerung Bekanntheitsgrad in den alten Bundesländern… Usedom genießt einen stabilen Zustrom von Touristen, die vor allem die Natur, Strände und Ausflugsmöglichkeiten der Insel schätzen. Ein wichtiger Trend im heutigen Tourismus ist der wachsende Fokus auf Nachhaltigkeit. Viele Besucher legen zunehmend Wert auf umweltfreundliche Reisepraktiken und Usedom beginnt, darauf zu reagieren, indem es nachhaltige Unterkünfte und Aktivitäten fördert. Dies bietet Chancen für die Insel, sich als führendes Reiseziel im Bereich nachhaltiger Tourismus zu positionieren.
Zudem hat die Digitalisierung das Reiseerlebnis stark verändert. Es gibt ein gesteigertes Bedürfnis nach digital unterstützten Dienstleistungen, wie Online-Buchungsplattformen und virtuellen Reiseleitern. Die Integration solcher Technologien und die einheitliche Anwendung kann die Effizienz der touristischen Angebote steigern und den Reisekomfort verbessern.
Die Infrastruktur der Insel für Touristen ist in den Saisonzeiten häufig überlastet. Die inselweite Integration von Bus- und Bahnverkehr in unsere Gästekarte könnte einen wichtigen Beitrag zur Entlastung darstellen und würde die Attraktivität der Insel weiter steigern. Eine moderne touristische Region zeichnet sich u.a. auch durch ausreichende und attraktive „Schlechtwetter-Varianten“ aus. Hier dürfen wir gern noch mehr anbieten.
Apropos MEHR: Die Steigerung des Bekanntheitsgrades unserer schönen Region stellt für mich eine weitere Herausforderung dar. In NRW sind wir gut gesehen, was aber ist mit Hessen, Baden-Württemberg, Bayern usw.? Solange ich in Frankfurt/M. noch gefragt werde, ob Usedom noch in Deutschland liegt, haben wir hier eine gemeinsame Aufgabe.
TVIU: Die Mobilität spielt für Gäste und Einheimische eine große Rolle. Welche Ideen haben Sie, um die Mobilitätsangebote auf der Insel weiter zu verbessern und zu integrieren?
Basler: UBB-seitig bieten wir mit unserem heutigen Angebotsportfolio per Bus, Bahn und Touristik attraktive Mobilitätsdienstleistungen an. Aus Gästeperspektive wäre es sicher wünschenswert nicht überlegen zu müssen, in welcher Gemeinde ich gerade bin und ob ich das Angebot per Bus und/oder Bahn im Rahmen meiner Gästekarte nutzen kann. Dieser „Flickenteppich“ darf nur eine Übergangslösung sein. Das Zielszenario sehe ich in der inselweiten Anerkennung der Mobilitätsprodukte in der UsedomCard. Darüber hinaus geht es um den Ausbau des Bestandsnetzes Usedom mit dem Ziel, den 20-min-Takt auf der Schiene anbieten zu können. Die grundlegenden Voraussetzungen dafür sind in einem gemeinsamen Projekt zwischen DB und dem Land MV getroffen worden. Nun geht es um die Umsetzung. U.a. für dieses erfolgsentscheidende Projekt haben wir einen Projektleiter eingestellt, der die Themen vorantreibt.
TVIU: Was ist Ihre persönliche Lieblingsjahreszeit oder Ihr Lieblingsort auf der Insel Usedom, und warum?
Basler: Jede Jahreszeit hat ihre Reize. Da ich es eher etwas ruhiger mag, sind meine persönlichen Lieblingsmonate die, in der die Insel gern Gastgeber für eine angemessene Anzahl an Gästen ist. Lieblingsorte habe ich viele. Das hängt vom Anlass, der Stimmung und dem erforderlichen Rahmen ab. Ich bin u.a. gern zu Fuß am Strand unterwegs. Der Blick in die scheinbar unendliche Weite und auf das Meer bietet Räume für Reflexion, zum Kopf frei- bekommen, für Aktivität und neue Ideen. Jede Welle spricht vom Kommen und Gehen…genau richtig, um zu schauen, was darf bleiben und was darf gehen. Die Insel mit dem Rad zu erkunden ist ein weiteres Highlight für mich – verbunden mit der Natur und nah bei den Menschen. Ein richtiger Kraftort sind die schönen Seebrücken der Insel für mich. Hier verweile ich gern und komme mit unseren Gästen ins Gespräch, die dann wie von selbst berichten, seit wann und warum sie gern auf Usedom Urlaub machen.
Vielen Dank, Frau Basler!